In einem Kapitel geht es dort um die 'Theodizee', also um die Frage, warum der gute GOTT soviel Grausames auf der Welt zulässt. Dazu hat das Känguru die Erleuchtung: »vielleicht ist GOTT gar kein netter Typ?« Und es ergänzt die biblische Aussage »GOTT schuf den Menschen als sein Bild!« Schauen wir uns doch um, da gibt es viele ungerechte Menschen. Alles Ebenbilder GOTTES! Was wundert dann, dass der GOTT der Bibel Todesstrafen und Genozide fordert und vollstreckt – genau wie moderne Tyrannen – und mit Hungersnöten straft.
Das Känguru bringt es auf den Punkt: Alles beweist nur: »GOTT ist gar kein netter Typ. Da kann man nichts machen, ER ist halt allmächtig, – aber man muss auch nie mehr nach dem 'WARUM' fragen«. Das Publikum lacht und applaudiert begeistert, denn Angriffe auf das Christentum und die Kirchen hören auch Mitglieder gern.
Die Logik ist überzeugend, denn sie beruht auf einem Denkfehler, der seit Jahrzehnten in den westlichen Kirchen gezüchtet wird. Und diese Saat ist aufgegangen. GOTT ist darin der Erfüllungsgehilfe unserer Wünsche. Beten heißt dabei faktisch 'bitten'. Das 'Allgemeine Kirchengebet' klingt in evangelischen Gebetsvorlagen wie eine Mängelliste, welche ein Hausmeister abzuarbeiten hat: Sieh doch, mach doch, tu doch! Und als im katholischen Gottesdienst das Fürbittengebet nach dem Credo eingeführt wurde, testete schon bald ein Priester seine Gemeinde, in dem er die Bitte einfügte: »dass DU die Waschkraft des Weißen Riesen erhalten und vermehren mögest« und seine Gemeinde antwortete brav »Wir bitten DICH, erhöre uns!«. – Treffend sangen schon Anfang der 1970-er Jahre Schobert und Black in 'Bundesbürgers Nachtgebet' spöttisch: »... und mach den bösen Mao tot ...«. Oder später Bap »Wenn das beten sich lohnen täte«.
GOTT wurde zum Erfüllungsgehilfen unserer Wünsche, Pilgerwege oder Fasten, damit wir »zu unserer inneren Mitte« finden, Meditationen, damit wir ruhiger, entspannter werden, Gottesdienste, die uns trösten und heilen oder auferbauen. Immer stellt sich der Mensch in den Mittelpunkt: »Ich bin der Herr, mein GOTT«. Und das berühmte »dein Wille geschehe« hört man nur noch, wenn nichts mehr zu ändern ist.
Wie wäre es denn, wenn wir GOTT wieder GOTT sein ließen und SEINEN Willen in den Mittelpunkt unseres Lebens stellten, statt unsere Bedürfnisse. ER würde uns zeigen, wo ER uns gebrauchen will. – Warnen muss man jedoch vor den Menschen, die anderen sagen, was GOTTES Wille ist – denn das ist meist ihr eigener, und kein guter.
Einen schönen Sonntag wünscht
Pfarrer H-J. Born