Im Kultursender laufen Wiederholungen von Heck's Hitparade und Richter's Disco aus den 1970-ern; damals Ikonen des Kulturverfalles. Lachen über die schreckliche Mode ...; in wenigen Jahren lacht weint man über unsere. Ich mag diese Sendungen zur Entspannung; denn die seelischen Grausamkeiten in Liebesfilmen und die körperlichen in Krimis bedrückt mich.
Anders die Gedenkfilme: 100 Jahre 1.Weltkrieg, 75 Jahre 2.Weltkrieg und ähnliche. Nicht nur wegen der Grausamkeit, die in diesen Filmen auf Realität beruht, mag ich sie nicht. Vielmehr deshalb, weil mein Kopf dabei immer wieder das eiserne (BRD-)Denkverbot übertritt: „Passiert nicht ähnliches heute wieder? Sind wir heute wirklich besser?"
„So darf man nicht denken!" habe ich gelernt – aber es passiert mir halt ziemlich schnell. „Das war alles damals so einmalig fürchterlich, dass es mit keinem anderen Geschehen zu vergleichen ist. Jeder Vergleich instrumentalisiert die Ungeheuerlichkeit der Verbrechen und verharmlost sie dadurch." Ich weiß es, aber: „Warum wird an etwas erinnert, das ohne Vorbild in der Menschheitsgeschichte war und sich auch nie wiederholen kann?" schießt es mir durch den Kopf, wissend, dass man so nicht denken darf. – Nebenher gesagt, als ein staatlicher Prüfungsausschuss 1975 mein Gewissen gesucht hat, fand er es nicht auf Anhieb, denn ich meinte, dass Deutschland den 2. Weltkrieg angefangen hätte; der Vorsitzende hingegen belehrte mich, es seien die Polen gewesen – und seine Beisitzer schwiegen. Das durfte sein!
Erinnerung an die grausame Vergangenheit also, um sich selber gut zu fühlen? Denn Waffen aus der BRD treffen heute immer nur die Bösen! Wer aber weiß so genau, wer die Guten und wer die Bösen sind? Zählten die Kurden nicht auch vor einigen Jahren zu den Bösen? – vielleicht dürfen sie deshalb jetzt unser Gewissen rein schießen? (Darf man das denken?) Werden wir sie lieben, wenn sie danach bei uns Asyl suchen?
Wahrscheinlich hat Kris Kristofferson die bessere Lebenseinstellung besungen: „Yesterday is dead and gone – and tomorrow's out of sight" Gestern ist vorbei und morgen unvorhersehbar. Wenigstens ähnelt sie JESU Worten: „Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber folge mir nach." (Mt. 8,22) und „Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen." (Mt. 6,28).
Aus der Geschichte hat nämlich noch nie jemand etwas gelernt.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Hans-Josef Born