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Stimmt so!

Sie fauchen sich an wie Hund und Katz. Schon seit Jahrzehnten. Ganz kann ich mir die Feindseligkeit der beiden älteren Damen nicht erklären, bis ich erfahre, irgend etwas war in der Kindheit, das die eine Schwester der anderen nicht verzeihen will. Immer wieder wirft sie es ihr vor und versprüht dabei so viel Gift, dass an ein gedeihliches Miteinander nicht zu denken ist. Jahrzehnte voller Bitterkeit. Oder die junge Ehefrau. Unruhig wälzt sie sich im Bett hin und her. Es gab wieder einmal Krach. Eigentlich geht es immer um das Gleiche, doch es schmerzt jedes Mal neu. Die verletzenden Sätze schwingen noch im Raum und nagen an ihrem Herzen. Ihr Mann sitzt schmollend vor dem Fernseher und jetzt kann sich keiner mehr aufraffen, auf den andern zuzugehen.

Unstimmigkeiten, Misstöne, Streitigkeiten. Sie vergällen unser Leben. Doch wie gelingt es uns, dass sie uns nicht in die Zange nehmen, dass sie uns nicht lahm legen?

Wenn ein Instrument verstimmt ist, muss man es stimmen. Auch Beziehungen wollen gepflegt sein, damit sie stimmig sind. Doch wie komme ich wieder zur Harmonie?

Da gilt es zunächst, rauszuhören, wo der falsche Ton ist. Ich darf das Unangenehme nicht übertönen, muss mich ihm stellen und ihm auf den Grund gehen. Habe ich mich schon gefragt, wo mein Anteil an der Misere ist? So irgend möglich, empfiehlt es sich, eine Aussprache zu suchen. In Ruhe über das reden, was gewesen ist. Gemeinsam nach Lösungen suchen. Oder ich teile dem anderen in einem Brief mit, wie es mir geht.

Oft kommt erst einmal Wut hoch, die angemessen raus gelassen werden möchte. Oder Traurigkeit – auch die darf ich zulassen. Warum nicht auch seelsorgerliche oder therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen? Eine neutrale Person kann unverfänglicher eine andere Perspektive einbringen.

Und dann stehe ich vor der Entscheidung: Möchte ich mich weiter von dem Negativen bestimmen lassen, oder will ich meinen inneren Frieden? Von alleine wird sich dieser in den seltensten Fällen einstellen. Weder kann ich das Geschehene rückgängig machen, noch kann ich erwarten, dass der andere sich nun so verhält, wie ich es gerne hätte.

Mag sein, dass es an der Zeit ist, zu kämpfen. Vielleicht geht es aber darum, bewusst loszulassen, den Teufelskreis der immer gleichen Vorwürfe oder Forderungen zu durchbrechen und für Alternativen offen zu sein.

Eine Möglichkeit Lasten los zu werden ist das Vergeben. Es klingt vielleicht altmodisch, ist auch bestimmt nicht immer leicht, aber es befreit.

Wenn ich wirklich aufrichtig vergebe, gebe ich den Verletzungen keine Chance mehr, mich weiter zu beschäftigen. Im günstigsten Fall kann ich sogar zu der Person, die mir weh getan hat, eine neue Einstellung bekommen.

Und damit es in Zukunft zu mehr Einklang kommt, empfiehlt sich der Tonartwechsel, den der Apostel Paulus seiner Gemeinde in Ephesus vorschlägt: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ Vor jedem Einschlafen eine innere Reinigung. Das fördert einen gesunden Schlaf. So kann die Sonne am nächsten Morgen auch dann in mir aufgehen, wenn sie mal nicht scheint.

Andrea Marquardt

ist evangelische Religionspädagogin in Aschaffenburg