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Kreuzwort am 17.2.2023

Sieben Wochen ohne

Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Fasten was? Fragen nicht nur Jüngere. Wobei der klassisch evangelische Name Passionszeit auch nicht gerade verständlicher ist. Mit dem Wort Fasten assoziieren die meisten kirchlich verordneten Verzicht.

Das ist auch nicht ganz falsch. Im kirchlichen Kalender sind vor den großen Feiertagen Ostern und Weihnachten mehrwöchige Fastenzeiten vorgesehen. Wobei die stille Zeit im Advent schon lange der Vergangenheit angehört.

Nun gibt es aber seit etlichen Jahren eine pfiffige Idee, die mehr und mehr Menschen überzeugt: 7 Wochen ohne. Das meint, die sieben Wochen von Aschermittwoch bis Ostern ganz bewusst und freiwillig auf irgendetwas zu verzichten. Etwas, von dem ich schon länger spüre, dass es mir zu viel wird oder das ich vielleicht auch ganz loswerden möchte. Oder etwas, was mir lieb und teuer ist, dessen Wert ich aber ganz neu für mich entdecken möchte.

Beispiele? Der Klassiker ist sieben Wochen auf Fleisch zu verzichten, auf Süßigkeiten, auf Alkohol, auf das Rauchen. Und manch einer ist nach 46 Tagen – früher ließ man übrigens die Sonntage aus, darum die krumme Zahl – vielleicht sogar rauchfrei oder Vegetarier oder clean. Oder beim Osterfrühstück in der Gemeinde schmeckt der Schinken plötzlich oberlecker und zu Mittag gibt es köstlichen Sauerbraten mit feinherbem Riesling.

Interessanter wird es, wenn es nicht nur um zeitweiligen Verzicht, sondern um ein neues Bewusstsein geht. Man vermeidet es, 7 Wochen lang bei jeder Diskussion rechthaben zu wollen, sondern versetzt sich ganz bewusst in die Argumentation des anderen und hört erst einmal zu. Oder man vermeidet Pauschalurteile: Die Querdenker, die Asylanten, die Russen, die Amerikaner. Sieht vielmehr den einzelnen Menschen und nicht die anonyme Masse. Oder man informiert sich im Netz ganz bewusst auf Seiten, die man normalerweise niemals aufruft.

Ich verrate Ihnen jetzt nicht, worauf ich in den nächsten sieben Wochen verzichten will. Gewiss werde ich kein anderer Mensch werden - will ich auch gar nicht. Aber mein Bewusstsein schärfen und intensiver leben möchte ich schon. Denn weniger ist in der Tat manchmal mehr. Und mit jedem neuen Tag schenkt mir Gott einen neuen Anfang. Das für mich persönlich neu zu entdecken ist die große Chance an den 7 Wochen ohne.

Rudi Rupp
evang. Dekan am bayer. Untermain