Aus diesem Dilemma hilft die „Ein-Prozent-Argumentation“. Die ist ganz einfach: Für alles schädliche Tun finde ich ziemlich sicher nach kurzer Recherche eine Information, die mir und Anderen sagt: „Das ist doch nur ein Prozent“.
Ausgewiesene Experten und akribische Rechner mögen mir die Ungenauigkeit bei den folgenden Aussagen verzeihen; ich will nur das Prinzip der Argumentation darstellen:
Ich fahre einen SUV? „Die produzieren doch nur ein Prozent vom gesamten automobilen Schadstoff-Ausstoß“.
Ich lasse mir beim Einkauf an der Fleisch- und Käsetheke alle Waren in Plastik einpacken? „Verpackungen aus dem Einzelhandel machen doch nur ein Prozent des deutschland-weiten Plastikmülls aus.“
Ich mache gerne Urlaub mit dem Kreuzfahrt-Schiff? „Kreuzfahrt-Schiffe sind nur für ein Prozent der weltweiten Emissionen aus Schiffsmotoren verantwortlich.“
Wem das noch nicht zur wirksamen Selbstentlastung reicht, der hat noch zwei erweiterte Möglichkeiten:
Zum einen ist es die Argumentation mit winzigen Dezimalstellen: „Warum soll ich weniger oft duschen? Mein häuslicher Wasserverbrauch macht gerade mal 0,0001 Prozent im Wasserhaushalt unserer Stadt aus.“ Und wahre Profis erweitern das Ganze noch mit der Methode der globalen Beweisführung. Solche Sätze beginnt man am besten mit „Allein die Chinesen...“ oder „Die Bevölkerung Indiens verbraucht täglich...“ Da wird garantiert jede eigene ökologische Schandtat zur absoluten Bagatelle.
So kann ich argumentieren. Ich kann aber auch die Goldene Regel aus dem Neuen Testament (in leicht abgewandelter Form) als Maßstab für ein verantwortungsbewusstes Handeln nehmen: „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut zunächst auch selbst.“
Peter Michaeli,
Pastoralreferent und Eheberater in Aschaffenburg