Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Neulich im Elektromarkt

Ein junges Pärchen, vielleicht 25. Offensichtlich sind sie gerade dabei, ihre gemeinsame Wohnung einzurichten. ER sucht im Regal nach einem Adapter für den Computeranschluss von IHR. Dabei taucht plötzlich die Frage auf, wo der Router denn eigentlich stehen soll.

An dieser Frage kommt es offensichtlich zum Streit. Der Austausch wird schnell hitziger, die Stimmen lauter. Auf einmal geht es darum, wer was bestimmt – und schließlich, wer wie ist. Ein Wort gibt das andere, sie werden verletzender, der Konflikt grundsätzlicher. Immer wieder fällt dabei das Wörtchen „DU". DU bist ... DU tust ... DU gehst ... „mir derart auf den Senkel", höre ich auf einmal zwischen den Regalen. Dann knallt der gesuchte Adapter mit hoher Geschwindigkeit ins Regal. ER springt wutschnaubend davon, verschafft sich sozusagen Abstand, und stellt sich mit verschränkten Armen auf, alles auf Abwehr gestellt. SIE ist mit ihrer Wuttirade noch nicht am Ende. Schließlich rennt ER, ihrer Vorwürfe vermutlich überdrüssig, aus dem Laden.
Ein fast schon lehrbuchmäßig eskalierender Konflikt, denke ich mir. Und ich finde es schade, dass er - zumindest für den Augenblick - so ausgeht. Denn so viel hätte den beiden helfen können, wenn sie es denn gewusst und gelernt hätten. Zum Beispiel, dass bei einem Konflikt der Anlass nur 5 % ausmacht, eben der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. 85 % hingegen sind ungeklärte alte Dinge, meist aus der Kindheit, die noch nicht einmal mit der betreffenden Person zu tun haben (eigentlich blöd, dann überhaupt zu streiten, oder?). Oder dass die beiden einfach auf verschiedenen Ebenen kommuniziert haben. ER auf der Sachebene, SIE auf der Beziehungsebene. Oder dass es natürlich in dem Streit gar nicht um die Sache, den Adapter, sondern um etwas ganz anderes ging.
Offensichtlich sind in ihrer Beziehung einfach noch viele Dinge ungeklärt, was am Anfang ja völlig normal ist. Nur, sie sind nicht in der Lage, miteinander darüber zu reden. Das soll kein Vorwurf sein! Wir lernen heute so viele Dinge, aber „gut" miteinander reden, im Sinne von zugewandt, zuhörend, wohlwollend und vor allem die Konflikterzeuger kennend, lernen wir nicht.
Das denke ich mir auch immer wieder, wenn Menschen nach Trennungen bei mir in der Seelsorge auftauchen. Schade, dass sie es nicht geschafft haben, offen und vertrauensvoll miteinander ins Gespräch zu kommen – und zwar in den guten Zeiten.
Übrigens warnt uns auch schon die Bibel, dass wir unsere Worte mit Bedacht wählen sollen: „Wer unvorsichtig herausfährt mit Worten, sticht wie ein Schwert; aber die Zunge der Weisen bringt Heilung". Wir können also beides mit unseren Worten, trennen oder verbinden. Eigentlich wäre es in dieser Situation ja wirklich gut gewesen, wenn einer der Beiden mal kurz innegehalten und sich besonnen hätte, meint


Ihr Peter Kolb, Pfarrer und Seelsorger im Heilands Kirchenladen