Wir bleiben beim Vordergründigen hängen, sehen nicht hinter die Kulissen und von einer dritten Dimension sind wir oft ganz weit entfernt.
Wie schön wäre es, wenn wir in unserem Zusammenleben auch den Blick für die andere Wirklichkeit bekommen, die ebenso da ist, wenn auch nicht immer gleich ersichtlich.
Vielleicht höre ich dann zwischen den ständig nörgelnden und frechen Anklagen eines Jugendlichen den Hilferuf nach Halt und Angenommensein heraus. Oder ich erahne hinter der streng und unnahbar erscheinenden älteren Dame eine lebenserfahrene Persönlichkeit, die, bei aller Entbehrung und Kämpfen, ihr Leben alleine meistert.
Und die dritte Dimension? Sie sagt, dass es noch unendlich viel mehr gibt. Plötzlich tun sich neue Welten auf, wo sie niemand vermutet. Da wird etwas spürbar, das im tiefsten Inneren berührt, da geschieht Heilung, Trost und Zuversicht. Da ist eine Leichtigkeit inmitten der Schwere zu spüren, da erfahre ich freundliche Unterstützung von einer Seite, von der ich es nie erwartet hätte. Jesus spricht davon, dass da das Reich Gottes mitten unter uns ist.
Lassen wir uns doch darauf ein, die hilfreiche Wirklichkeit zuzulassen, die auch da ist.
Und wenn wir am Ende des Kirchenjahres besonders unserer Verstorbenen gedenken, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass auch sie in einer anderen Dimension bei Gott geborgen sind.
Andrea Marquardt
ist evangelische Religionspädagogin in Aschaffenburg