Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Mehr leben!

Der letzte Krapfen ist verputzt, die Karnevalskostüme sind verräumt, die Seligkeit mancher Nacht ist entschwunden. Der Alltag ist eingekehrt.

Wieder bin ich einfach Frau Müller oder Herr Meier, ohne großen Auftritt, ohne gut gemachte Maske, ohne auf den Kopf gestellte Verhältnisse. Der Traum von Macht und Größe verschwindet, wenn man oder frau ihrem Büroalltag, seinen Pflichten in Haushalt und Familie, dem Alltagstrott in der Fabrik oder der Schule nicht mehr entfliehen kann. Mancher mag traurig darüber sein, manche dagegen froh, dass die närrische Zeit ein Ende hat, in der so viele keine Zeit für sich und andere hatten vor lauter Party. Was bleibt, ist das Gefühl, es jetzt anders angehen zu wollen. Der eine nutzt die Zeit, alles, was in den letzten Wochen zu viel war, wieder zu verlieren: er besucht das Fitnessstudio, verzichtet auf Alkohol oder Knabberkram. Die andere nutzt die Zeit, über sich und das, was sie beschäftigt nachzudenken. Zu überlegen, ob alles noch so stimmt im Leben. Ob manches nicht über Bord geworfen werden muss, was einen innerlich zerfrisst oder äußerlich bedroht. „Selber denken! – sieben Wochen ohne falsche Gewissheiten“ heißt die Aktion der evangelischen Kirche jetzt in der Fasten- oder Passionszeit. Vielleicht hilft das Frau Müller oder Herrn Meier, einmal mit Abstand zu betrachten, wie das eigene Leben aussieht. Das kann auch bedeuten, Gewohnheiten infrage zu stellen, Sicheres zum Wanken zu bringen, aber daraus auch ganz neue Kraft zu bekommen. Nicht umsonst gehen Frühling und Passionszeit Hand in Hand: das Leben fängt neu an, mit aller Kraft bricht sich Bahn, was Leben schaffen will. Herr Meier und Frau Müller wollen wieder das in die Mitte rücken, was das Leben erfüllt und wichtig macht. Wenn es in der Bibel im 1. Johannesbrief heißt: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre“, höre ich genau das heraus: in der Vorbereitung auf Ostern hin, nach dem Auf-den-Kopf-Stellen des leidigen Alltags, will ich erfahren, was schief läuft, was mir selbst gut tut, was dem Leben dient. Wenn ich selbst denke, mir meine Gedanken zum Leben auch zugestehe, dann rücken alte Ängste, Bedrohungen oder auch schlechte Erfahrungen in ein anderes Licht. Dass ich so frei bin, so zu denken, weiß ich, kenne ich doch die Freiheit, die mir durch Christus geschenkt wurde. Selber denken, Leben spüren, alte Bahnen verlassen – das ist ein guter Ansatz jetzt nach dem tollen Treiben der vergangenen Wochen. Damit das Leben mehr ist.

Ihre Pfarrerin Heike Behrendt, Alzenau und Schöllkrippen