Dschuang schlug dem alten Mann vor, er solle doch einen hölzernen Hebelarm nehmen, mit dem er hundert Gräben auf einmal bewässern könne. Verärgert sagte der Alte: „Ich habe meinen Lehrer sagen hören: Wenn einer Maschinen benützt, so betreibt er alle Geschäfte maschinenmäßig; wer seine Geschäfte maschinenmäßig betreibt, der bekommt ein Maschinenherz. Wenn aber einer ein Maschinenherz in der Brust hat, dem geht die reine Einfalt verloren. Bei wem die reine Einfalt hin ist, der wird ungewiss in den Regungen seines Geistes. Ungewissheit in den Regungen seines Geistes ist etwas, das sich mit dem wahren Sinn nicht verträgt. Nicht, dass ich solche Dinge nicht kennte: Ich schäme mich, sie anzuwenden."
Diese Erzählung erinnert mich an eine Karikatur von Ivan Steiger, einem Karikaturisten der FAZ, der eine Familie mit lauter Quadratschädeln vor einen quadratischen Fernseher setzte. Oder an eine jüngste Untersuchung über das Freizeitverhalten der deutschen Bevölkerung, die auf Grund von Internetsurfen, E-mails-Lesen und –Schreiben, Einträgen auf Facebook, Botschaften über Smartphones, Skypen etc. ein „dauerkommunikatives Singledasein führen".
Nimmt man die Erzählung Dschuang Dsis ernst, dann heißt es, sich zu fragen: „Was bringt mich menschlich voran? Welche Menschen und welche Medien bringen mich weiter? Welcher Geist? Jener der Bibel? Des Börsenblattes? Was schütte ich ohne Rücksicht auf Verluste in mich hinein? Halte ich Maß? Wie erziehe ich mich selbst, um ein Mensch ohne „Maschinenherz" zu werden?
Die Weltreligionen wissen von der Unübersichtlichkeit der Antworten auf diese Fragen und bieten ihr eigenes Credo den Suchenden an. Dabei muss sich das Christentum nicht verstecken. Seine Mitte ist die Herzensbildung, die am Verhalten Jesu Maß nimmt. Jesus war „durch" in den Fragen der Liebe, der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Friedens. „Wo euer Schatz ist, das ist euer Herz" oder „Selig, die ein reines Herz haben" oder „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzen Herzen ... und deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst" hören wir von ihm.
Peter Spielmann, Pastoraler Mitarbeiter in Sankt Peter und Paul, Obernau