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Letzte Worte

Letzte Worte können banal oder ergreifend, nachdenklich oder wegweisend sein. Wenn es sich nicht um berühmte Persönlichkeiten handelt, sind es zumeist persönliche Worte an Menschen, zu denen eine enge Beziehung besteht.

Manchmal wissen wir erst im Nachhinein, dass ein Brief oder ein Tagebucheintrag das Letzte ist, was wir von einem nahestehenden Menschen hören werden. Die Briefe von Soldaten des ersten Weltkrieges geben davon genauso ein bleibendes Zeugnis wie Briefe von Gefangenen, die im Widerstand ihr Leben lassen mussten. In Japan gibt es die besondere Tradition, dass Sterbende ein selbst verfasstes Gedicht niederschreiben. Es ist ihr Vermächtnis, mit dem sie sich aus dieser Welt verabschieden.
Bei Trauergesprächen mit den Angehörigen eines Verstorbenen höre ich oft den Satz: „Das hat sie noch zwei Tage vor ihrem Tod zu mir gesagt." Oder jemand erinnert sich: „Bei unserem letzten Telefongespräch hat er mir etwas Wichtiges gesagt. Daran muss ich jetzt immer denken." Und dann geht es darum, diese Worte als etwas Kostbares und Wertvolles zu bewahren. Dann ist es auch nicht das eine, letzte Wort, sondern es können unterschiedliche Worte und Aussagen sein.
Es gibt auch gezielt formulierte letzte Worte.
In einem Projekt mit Müttern in Uganda ging es darum, diese an HIV erkrankten Frauen anzuregen, für ihre Kinder ein Memory-Book, ein Erinnerungsbuch, zu schreiben. Für die Zeit, wenn beide Eltern nicht mehr da sind. Die Mütter erzählen in diesen Büchern von der Geburt der Kinder, von ihren Verwandten und von sich selbst. Sie kleben Bilder hinein, sie malen etwas zu den Worten. Die Filmemacherin Christa Graf hat Frauen und Kinder in Uganda begleitet und dokumentierte in einem Film das Schicksal von Betroffenen. Das Geschwisterpaar Dennis und Chrissi lebt nun allein, seit die Mutter tot ist. Eine Tante schaut manchmal nach ihnen. Das Memory-Book hütet Dennis wie seinen Augapfel. Daraus liest er seiner kleinen Schwester vor. Kostbare Worte, da sie die Stimme ihrer Mutter nicht mehr hören können. Aber sie spricht zu ihnen und ist anwesend durch das Buch.
Anders war es bei einem Journalisten, der während der Berichterstattung in einem Bürgerkriegsgebiet in eine gefährliche Situation geraten war. In seiner Not nahm er auf Band auf, was er seinen Kindern noch sagen wollte, falls er nicht lebend herauskommen würde. Es ging jedoch gut aus und seitdem bewahrt er dieses Band auf. In einem Interview sagte er dazu: Meine Kinder wissen von dem Band, aber sie sollen es erst bekommen, wenn ich gestorben bin.
Letzte Worte müssen nicht zufällig die zuletzt gesprochenen Worte sein. In ihnen zeigt sich eine religiöse Bedeutung von Sprache, die auch die Sprache der Bibel durchzieht.

Dr. Iris Kreile, Pfarrerin in St. Paulus, Aschaffenburg