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Geh aus mein Herz und suche Freud

Es waren nur ein paar Tage, aber sie gehörten mir. Ich verbrachte meinen Kurzurlaub nach Pfingsten zu Hause: Ohne Pläne, ohne Termine und Verabredungen. Immer wieder bestieg ich mein Fahrrad und ließ die Sonne und den Schatten meine Fahrtroute bestimmen.

Das alte evangelische Kirchenlied: „Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit“ von Paul Gerhardt war dabei mein ständiger Begleiter. Zugegeben, alle 15 Strophen kann ich als Katholikin nicht auswendig, ich kam meistens nur bis zum Ende der ersten Strophe, aber es machte mir Freude dieses Lied laut hinauszuschmettern .Auch wenn Paul Gerhardt in seinem berühmten Text gar nicht sofort besonders fromm daherkommt, sondern viele Strophen lang einfach die schöne Natur besingt, so fühlt man sich mit diesem Lied auf den Lippen doch sofort mittendrin als Gottes Geschöpf in seiner guten Schöpfung. Und das fühlt sich wunderbar an! „Jedes von der Natur gemachte Geräusch ist Gebet“ sagt Bruder Georg Schmausser. Er, der in der Nacht der offenen Kirchen in der Christuskirche als „Spielmann Gottes“ mit seiner ursprünglichen frohen und typisch franziskanischen Weise den Heiligen Geist und sein Wirken tänzerisch darstellte, hat mich mit dieser Aussage in meinem Empfinden bestätigt: Draußen sein, der Natur lauschen, die Augen und Ohren weit aufreißen-das alles verändert uns, macht sensibler, wachsamer, fröhlicher, dankbarer.
Ich kann lernen von der Geduld des Fischreihers, der unbeweglich am Ufer auf Beute wartet, von der Sorgfalt des Schwans, der sich ewig viel Zeit nimmt, sein Gefieder gründlich einzufetten. Ich lerne von den Brennesseln was Durchsetzungsvermögen heißt und vom Gequake der Frösche, wie lebendig sich das Leben anhören kann. Freude macht mir die Amsel mit ihrem Lied und gerührt erlebe ich jeden Abend, wie meine Katze mich beim Heimkommen mit einem leisen, freundlichen Gurren begrüßt. Alles das ist Gebet, ein Gebet, wie es schöner nicht sein könnte.
Doch wenn wirklich jedes von der Natur gemachte Geräusch ein Gebet ist, dann bezieht das ja auch unsere menschlichen Geräusche mit ein: Unser Singen, unser Sprechen, unser Weinen und Lachen und sicher auch unser Jubeln beim einen oder anderen WM-Tor, Meint es aber auch das Streiten und Lärmen, das Grölen Betrunkener? Meint es auch das sinnlose Plappern, das Tratschen und Lästern, das oftmals leere Reden in ein totes Handy hinein? Ist dies nicht auch „von der Natur gemachtes Geräusch“ und somit Gebet? So recht will mir diese Idee nicht gefallen und ich schaue noch mal sicherheitshalber bei Paul Gerhardt nach . In der 14. Strophe des Liedes „Geh aus mein Herz“ findet sich eine Bitte, die unsere menschlichen Geräusche sozusagen veredeln kann: „Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum“ dichtet da der berühmte Kirchenliederpoet. Dieser Satz weist freundlich darauf hin, dass unser Lärmen, Rufen und Schreien vor Gottes Angesicht sozusagen „veredelt“ werden kann. Wenn wir uns durchlässig machen für das, was uns von Gott geschenkt werden will- dann werden wir ursprünglich, wie ein Baum.Dann werden auch unsere Laute und Geräusche zum Gebet. Das ist sicher für einen Vogel einfacher als für uns abgelenkte, verwirrte und kommerzgeschädigte Menschenkinder. Deshalb ist es gut, wenn wir uns von der Natur liebevoll an die Hand nehmen lassen- ursprünglich und unverfälscht führt sie uns zurück zu dem, was rein und ehrlich und echt sein kann, auch in unserem Leben. Es geht nichts drüber, sein Herz einzuladen, „auszugehen und Freud zu suchen.“ Besonders jetzt, in der Hochzeit des Sommers! Probieren Sie es aus!

Eva Meder-Thünemann