Sie verstand sich als eine Plattform für ehrenamtliches Engagement und richtete sich an alle, die sich für ein gerechtes und soziales Zusammenleben im Landkreis Miltenberg einsetzen wollen.
Hartlaub ist Teil des vierköpfigen Projektteams, das den Tag gemeinsam mit rund 20 Helfer auf die Beine gestellt hat. Schon die Werbung für die Veranstaltung war aufwändig. Zum Bewerben wurden Flyer und Plakate eingesetzt, aber auch in Zusammenarbeit mit den Kommunen rund 1200 Einladungen als persönlich adressierte Briefe verschickt. Dem Vorbereitungsteam war auch die Atmosphäre beim Treffen selber wichtig. Deswegen wurde der Saal mit farbiger Beleuchtung und jede Menge Luftballons in eine Zirkusatmosphäre getaucht. Die Interessierten wurden mit Livemusik von Johannes Hinrich und Stefan Adams empfangen, eine Gruppe Jugendlicher zeigte parallel dazu ihre Jonglage-Künste.
Nach den Grußworten von Elsenfelds Bürgermeister Kai Hohmann und Landrat Jens Marco Scherf ging es dann auch schnell zur Sache. Hartlaub und ihr Co-Moderator Marcus Schuck gingen mit dem Mikrofon durch die Reihen und fragten bei den Anwesenden nach, an welcher Stelle ihrer Meinung nach das soziale Miteinander im Landkreis verbessert werden müsste. Die Wortmeldungen zeigten eine große Bandbreite. Da ging es um Mängel bei der Pflege in den Seniorenheimen und Krankenhäusern und um den Wunsch nach Unterstützung bei der Pflege zu Hause. Da wurde nach nachhaltigen Mobilitätsformen im ländlich geprägten Kreis Miltenberg gefragt und auf das Problem für Senioren hingewiesen, mit der Digitalisierung Schritt zu halten. Da war von der Krise des Ehrenamtes im Allgemeinen und speziell in der Jugendarbeit die Rede und von der Sehnsucht nach mehr Gerechtigkeit beim Umgang mit Frauen in der Kirche. Auch die Integration geflüchteter Menschen, die Frage nach bezahlbarem Wohnraum oder der richtige Umgang mit Nichtgeimpften in der Coronapandemie wurden benannt. Die Vielfalt der Rückmeldungen wurde vom KAB-Team sortiert und anschließend in Kleingruppen vertieft.
Dort ging es neben der Problembeschreibung darum, nach Lösungsansätzen zu suchen. Und darüber wurde sehr engagiert diskutiert. So ging es der Gruppe, die sich mit der Mobilität beschäftigte, beispielsweise um das Problem, wie Menschen ohne Auto in die Einkaufszentren am Rande der Ortschaften kommen oder wie man einen Arztbesuch außerhalb des Ortes organisieren kann. Der öffentliche Nahverkehr könne dieses Problem nicht alleine lösen, sagte einer der Diskussionsteilnehmer. Es wurde über eine Online-Mitfahrzentrale auf Orts- oder Kreisebene diskutiert und über eine bessere Abstimmung der Fahrpläne von Bussen und Bahnen. In der Gruppe, die sich mit der Krise des Ehrenamtes, beschäftigte war schnell klar, dass man mit den alten Methoden, die darauf bauen, dass Engagement über Generationen weitergegeben wird, nicht mehr weiterkomme. Mehr Wertschätzung für die Arbeit war einer der Vorschläge und die Erkenntnis der Engagierten: „Wir müssen selbst tätig werden, wenn sich etwas ändern soll.“
Die Veranstaltung blieb aber nicht auf der Ebene der Selbsterkenntnis stehen. Einige Bürgermeister und Kreispolitiker stießen in einer zweiten Runde zu den Beteiligten dazu. Jetzt konnte noch einmal gezielt weitergegeben werden, an welchen Punkten die Politik unterstützend oder verändernd eingreifen sollte. So wurde beispielsweise in der Gruppe, die sich mit den Problemen in der Pflege beschäftigt hatte, die Forderung formuliert, dass die Krankenhäuser aus privater Hand wieder zurück in die Hand des Kreises müssten, damit man dort mehr Einfluss auf die Arbeit nehmen könne. Sehr deutlich war auch die Forderung, dass die Zeit, die Beschäftigte in der Pflege für die Patienten aufwenden können, um ein Drittel erhöht werden müsste. Die Gruppe, die sich mit den Fragen zur Integration geflüchteter Menschen beschäftigt hatten, forderte von der Politik Gelder und Räume, um mehr Begegnungen zu ermöglichen. Auch wenn einige Vorschläge in der Realität schwer umzusetzen sein werden, wurde den Politikern doch deutlich gemacht, wo die Menschen vor Ort Handlungsbedarf sehen. Und die Projektgruppe „Open Sozial“ will noch einen Schritt weitergehen. Einige aus der Runde trugen sich am Ende der Veranstaltung in Listen ein und werden in den kommenden Wochen noch einmal eingeladen, um an den Problemen und deren Lösungen weiterzuarbeiten.
Das Vorbereitungsteam bewertete die Ergebnisse des fünfstündigen Treffens als positiv. „Es waren durchwegs gute Gespräche, die geprägt waren von einem achtsamen Umgang untereinander, auch bei kontroversen Diskussionen“, sagte Hartlaub, die selbst ehrenamtlich bei der KAB engagiert ist. Für den Verband habe der Abend einiges an Aufmerksamkeit für sein Anliegen gebracht, die Gesellschaft aus einem christlichen Hintergrund heraus mitzugestalten. Wie viele der zahlreichen Vorschläge am Ende umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.
bv