Ich habe mir die Bilder angesehen. Es sind Bilder, die eine starke weibliche Note haben. Da ist zum einen die starke Mutterfigur, die den leidenden Sohn liebevoll umarmt, ihm alles mitgibt, was eine Mutter in diesem Fall geben kann: Trost, Stärke, Liebe. Bei der Grablegung dann sieht man wieder Frauen. Ein Licht umstrahlt den Leichnam, es ist weich, fast lieblich. Weibliche Wärme umgibt den toten Jesus. Undenkbar: Die Leidensgeschichte Jesu ohne die Frauen. Wie immer, wenn mir das auffällt, frage ich mich, wie es geschehen konnte, dass wir Frauen in Kirche und Gesellschaft so stark auf ganz bestimmte Rollenbilder festgelegt wurden. Wie konnte das passieren und wieso geschieht es noch immer? Fehlt es uns Frauen an Solidarität? Fehlt es uns an Mut oder am Durchsetzungsvermögen? Vielleicht haben wir uns selbst vor lauter „Care-Arbeit“ aus dem Blick verloren? Auf den Bildern meiner Schwester sieht man neben der großen Liebe zu Jesus den Frauen auch an, dass sie von innen heraus leuchten, sie sind von einem goldenen Schein umgeben. Ich denke, das ist gerade für gläubige Menschen ein wichtiger Impuls: Frauen haben eine tiefe spirituelle Kraft, die anders ist als die der Männer. Dieser spirituellen Tiefe dürfen wir Frauen uns stärker bewusst werden, sie suchen, sie pflegen, sie gestalten und teilen.
Wo aber bekommen wir Impulse dazu?
In den Kirchen- und Pfarrgemeinden gibt es viele Frauen, die sich trauen, ihren Glauben zu teilen. In unserer Stadt gibt es einen „jungen“ Frauenbund mit vielen Angeboten. In Kreis Aschaffenburg trifft sich eine Frauengruppe monatlich zum Schritt-für-Schritt-Gebet um Erneuerung der Kirche.
In diesem Monat ruft ein Zusammenschluss von Aschaffenburger Frauen zu zahlreichen Aktionen zum sogenannten „Feministischen März“ auf. Nicht alles passt zu jeder Frau, aber Frauen können sich informieren, können auswählen, was ihnen gefällt. Sie können sich verabreden, gemeinsam an einer Aktion teilzunehmen oder auch gemeinsam in den Gottesdienst zu gehen, sich in eine Bank zu setzen. Sich als Frauen zu zeigen, als Frauen Gemeinschaft zu leben.
Die Frauen der Passion sind unsere Schwestern, die uns stumm auffordern, uns neben sie zu stellen. Dazu sind übrigens auch Männer herzlich eingeladen.
Eva Meder-Thünemann, Gemeindereferentin