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400 Jahre Kapuzinerkloster in Aschaffenburg

"Ein Glücksfall für Aschaffenburg"

Aschaffenburg (POW) 400 Jahre sind seit der Gründung des Kapuzinerklosters in Aschaffenburg vergangen. Am Sonntag, 17. Juli, feierte die Franziskanische Gemeinschaft von Betanien, die seit 2013 an diesem Ort im Herzen der Stadt lebt, gemeinsam mit ihrer Gemeinde und dem Würzburger Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran einen Festgottesdienst in ihrer Kirche Sankt Elisabeth. Diese wird auch heute noch als Kapuzinerkirche bezeichnet.

Zum Mitfeiern angereist waren unter anderem aus Italien Bruder Paulo Crivelli, Generalminister der Franziskanischen Gemeinschaft von Betanien, und Bruder Alberto Onofri, erster Guardian der Gemeinschaft von Betanien am Untermain. Auch die Kapuziner waren vertreten, unter anderem durch Bruder Franz de Paula Siegmund, der bis 2010 hier tätig war. Dem Gottesdienst schloss sich ein Fest im weitläufigen Garten der Klosteranlage an.

„400 Jahre Barmherzigkeit an diesem Ort: Das ist ein Grund zum Feiern!“, rief Generalvikar Vorndran zu Beginn den Gottesdienstteilnehmern zu. Zuvor hatte der aktuelle Guardian der Klostergemeinschaft, Bruder Nicola Curcio, einen Ausschnitt aus der Gründungsgeschichte vorgelesen. Danach hatte der Mainzer Fürstbischof Johann Schweickard von Cronberg 1622 den Kapuziner-Guardian Pater Michael beim Predigen gehört und ihm am Tag darauf das Gelände „auf den Schutz“ von einem Fenster des damals auch noch jungen Schlosses Johannisburg gezeigt und es ihm als Ort für ein neu zu errichtendes Kloster geschenkt. 1629 zogen die Kapuziner, die zuvor in der Schlossgasse nahe der Muttergottes-Pfarrkirche untergebracht waren, in das neue Gebäude und blieben bis 2010. Dann musste der Kapuzinerorden die Aschaffenburger Niederlassung wegen Personalmangels verlassen. Während einer aufwändigen Sanierung des Gebäudes durch die Diözese Würzburg zog dann zwei Jahre später die in Italien verwurzelte Franziskanische Gemeinschaft von Betanien in das Kloster ein.

Auch wenn die Franziskanische Gemeinschaft zum Teil andere Akzente setzt als zuvor die Kapuziner, kann man durchaus einen inhaltlichen roten Faden durch die 400-jährige Geschichte knüpfen. Zwar gibt es in der Gemeinschaft Männer und Frauen, zwar tragen die Brüder und Schwestern nicht braune, sondern himmelblaue Gewänder, aber immer noch spielen die Gebetszeiten, die Gastfreundschaft und die Werke der Barmherzigkeit eine große Rolle im Klosterleben. Und es gibt immer noch an den Abenden eine Speisung für Bedürftige. Seit Beginn des Ukrainekriegs sind viele Flüchtende in Aschaffenburg gelandet. Aktuell würden etwa 45 Essen pro Abend verteilt, mehr als doppelt so viele wie zuvor. Auch die Gefängnisseelsorge ist schon lange bei den Seelsorgern im Kloster angesiedelt.

In seiner Predigt erklärte Vorndran im Festgottesdienst, ein großherziges Geschenk stehe am Anfang der Geschichte dieses Klosters. Die Einrichtung sei für die Stadt Aschaffenburg bis heute ein Glücksfall. Mit den Kapuzinern hätten Gebet und Gastfreundschaft Einzug gehalten. Das Zur-Ruhe-Kommen sei eine heilsame Korrektur in der heute allzu hektischen Zeit. „Es ist ein großes Werk des Heiligen Geistes, dass die Franziskanische Gemeinschaft von Betanien uns heute alle zum Gebet und zum Verweilen einlädt“, stellte Vorndran fest. Sein Dank an die Brüder und Schwestern für ihren Dienst wurde von der Gottesdienstgemeinde mit einem spontanen Applaus unterstrichen. Der Generalvikar erinnerte aber auch an deren Vorgänger. Die Kapuziner hätten mit ihren braunen Kutten und ihren Gesichtern lange Zeit ganz selbstverständlich zum Aschaffenburger Stadtbild gehört. Mit Verweis auf Pater Knut als den letzten Verstorbenen, der auf dem klostereigenen Friedhof beerdigt wurde, sagte er: „Sein Grab hier ist der Anker einer bleibenden Gegenwart“.  Vorndran erinnere sich selbst gerne an so manche Begegnung in seiner Zeit als Pfarrer in Aschaffenburg und zitierte dabei den Satz des Religionsphilosophen Martin Buber: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“

Begegnung konnten die Teilnehmenden nach dem Gottesdienst ganz konkret im Garten des Klosters pflegen. Dort gab es Leckeres vom Grill und natürlich auch das „Mönchsgeheimnis“, ein Bier nach einem Rezept, das in der Zeit von Guardian Onofri im Kloster entwickelt wurde und jetzt von der Wiesener Brauerei exklusiv für die Gemeinschaft gebraut wird. Der Erlös vom Verkauf des Bieres kommt einem Kindergarten in Brasilien zugute, der von der Franziskanischen Gemeinschaft unterstützt wird.

Das Jubiläum soll noch das ganze Jahr über mit verschiedenen Aktionen gefeiert werden. Eine Übersicht findet sich im Internet unter www.klosterjubilaeum.de. Den Abschluss bildet dann im kommenden Jahr ein weiteres Jubiläum: Dann ist die Franziskanische Gemeinschaft von Betanien seit zehn Jahren im Aschaffenburger Kapuzinerkloster.

Zur Geschichte des Kapuzinerordens und des Klosters in Aschaffenburg

1528 wurden die Kapuziner als Reformgruppe der Franziskaner in Italien gegründet. Sie breiteten sich dort sehr schnell aus und kamen um 1600 über die Alpen nach Deutschland. Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Johannes Schweickard von Cronberg rief den Orden bereits 1612 während des Baus von Schloss Johannisburg nach Aschaffenburg. 1622 schenkte er den Kapuzinern das Gelände „auf den Schutz“ ganz in der Nähe des Schlosses. 1629 wurde das neue Kloster geweiht. Den Brüdern kam in der Nachreformationszeit die Aufgabe zu, den Menschen den katholischen Glauben nahezubringen. Die Kapuziner übernahmen in Stadt und Land oft den Predigtdienst, unter anderem auch in der Stiftsbasilika.

Durch ein Feuer wurden die Klostergebäude im Jahr 1813 vollkommen zerstört. Der Wiederaufbau ging nur zögernd voran, erst 1847 konnte die neu errichtete Kirche konsekriert werden. In den folgenden Jahren stieg die Bevölkerungszahl in Aschaffenburg stark an. War das Kloster zunächst, wie bei den Kapuzinern üblich, am Rande der Stadt gelegen, rückte es nun durch die umliegende Bebauung an die Stadtmitte heran. Die steigenden Bevölkerungszahlen machte einen Umbau der zu klein gewordenen Klosterkirche Sankt Elisabeth notwendig. Im September 1909 wurde die im neubarocken und neuromanischen Stil errichtete Kirche konsekriert.

Im Zweiten Weltkrieg wurden das Kloster und seine Kirche wieder teilweise zerstört. Die Erneuerung dauerte bis 1974. Zuletzt wurde die Kirche im Jahr 2006 renoviert. Dabei wurde unter anderem die Marienkapelle neu gestaltet, die jetzt eine farbenprächtige Verbildlichung des Sonnengesangs von Franziskus ziert.   

2010 gab der Orden das Aschaffenburger Kloster wegen Personalmangels auf und die zuletzt nur noch fünf Ordensbrüder wurden auf andere Klöster aufgeteilt. Die Diözese Würzburg modernisierte und sanierte das Gebäude ab 2011. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann weihte es nach Abschluss der Arbeiten 2015 ein. 2013 zog dort die Franziskanische Gemeinschaft von Betanien ein. Sie ist ein „Institut des geweihten Lebens“ diözesanen Rechts. Hier leben Brüder – Kleriker und Laien – sowie Schwestern im klösterlichen Miteinander. Sie haben ihr Leben durch die Ordensgelübde der Armut, der Keuschheit und dem Gehorsam gegenüber Gott geweiht. Gegründet wurde die Franziskanische Gemeinschaft 1982 von dem 1926 als Nicola Gaudioso in Bari geborenen Pater Pancrazio zunächst als Vereinigung „Casa Betania“. 1992 wurde sie unter dem Namen „Fraternità di Betania“ von Bischof Monsignore Donato Negro als Institut des geweihten Lebens diözesanen Rechts anerkannt.

Die Spiritualität des Gründers Pater Pancrazio ist inspiriert von Pater Pio von Pietrelcina, der von 1950 bis 1968 sein geistlicher Vater war. Das besondere Charisma der Gemeinschaft entfaltet sich im Gebet und in der Gastfreundschaft, wie sie auch die im Neuen Testament bezeugte Gemeinschaft von Maria, Martha und Lazarus in Bethanien gelebt hat. Die Gemeinschaft hat inzwischen zehn Niederlassungen, davon sieben in Italien, eine in der Schweiz, eine in Brasilien und eine in Aschaffenburg.

bv (POW)