Von Menschen sagen wir, dass sie wichtig sind, unverzichtbar für eine Mannschaft, nicht wegzudenken aus einem Projekt, ein Garant für Erfolg, ein kluger Kopf oder eine gute Fee. Solche Worte hören wir gern, sie gehen uns „runter wie Öl“. Menschen brauchen Zuspruch und Lob. Oft ist das wichtiger als teure Geschenke. Dem anderen in die Augen zu schauen und ihm zu verstehen geben, dass es nicht egal ist, ob es ihn oder sie gibt, ist vielleicht das beste „Lebensmittel“. Sicher geht das auch ohne Worte, aber solche Worte haben es in sich. Sie beleben, bauen auf, ermutigen und schenken Selbstwert.
Probieren Sie es aus. Wahrscheinlich machen Sie die Erfahrung, wie wenig selbstverständlich es über die Lippen kommt und wie ungewöhnlich es in unserem alltäglichen Miteinander ist.
Wertvoll können sich dauerhaft kranke Menschen kaum fühlen, wenn sie sich ausgebremst und unnütz vorkommen in einer auf Leistung getrimmten Umgebung. Genauso wenig werden sich Eltern in unserer Gesellschaft als wertvoll erfahren, wenn sie spüren, dass sie mit kleinen Kindern vielerorts stören und eben nicht willkommen sind. Behinderte kennen die Blicke, die ihnen ausweichen und Schüler den Spott, der sie trifft, wenn sie nicht den gängigen Mustern folgen, die heute üblich sind. Asylbewerber und fremdländisch aussehende Mitbürger erfahren sich kaum als wertvoll, wenn sie immer wieder auf ihre Identität hin überprüft werden und zu so spüren bekommen, dass sie unerwünscht sind. Das sind nur wenige Beispiele!
Wie können wir einander so begegnen, dass wir einander das Empfinden vermitteln: „Du bist wertvoll“?
Ich denke mir, dass vieles entspannter sein wird, wenn die Menschen in unserem Land, in unserer Umgebung genau das immer wieder zu hören bekommen: Du bist wertvoll! In der novembertrüben Zeit sind Menschen besonders empfänglich dafür. Ob es nicht auch manche depressive Stimmung aufhellen kann?
Ich bin immer wieder erstaunt, wie selbstverständlich es Jesus gelingt, in seinen Begegnungen mit den Menschen genau das zu vermitteln: Du bist wertvoll! Er schaut und spricht sie an, er wendet sich ihnen zu, berührt sie. Er macht ernst mit dem Anspruch, das jeder Mensch wertvoll, „voll Wert“ ist. Das gilt ohne Ausnahmen für jedes einzelne Kind, jeden Kranken und Pflegebedürftigen, jeden einzelnen behinderten und „besonderen“ Menschen, für jede einzelne Frau, jeden Mann.
Wenn die in diesem Jahr gefirmten jungen Menschen mit Weihbischof Ulrich morgen im Dom den Abschluss des Kirchenjahres feiern, dann steht über der Einladung: Du bist wertvoll. Hoffentlich hören und spüren sie das in ihrem Leben immer wieder.
Klaus Becker
Diözesanreferent für Katechese, Lohr am Main