Damit der Text leichter zu lernen ist, habe ich einen Witz, den man sich am Camino erzählt, in Reime gefasst – zum Faschingssonntag ein amüsanter Leckerbissen voller Humor, den das Lexikon für Spiritualität sinngemäß in die klug gedrechselten Theologen-Worte fasst: Von Humor ist immer dann zu reden, wenn mit einem Lachen die existenzielle Bewältigung einer widrigen Situation spirituell gelingt.
Alles verstanden? Wenn nicht, gibt die folgende Episode ein anschauliches Beispiel für Humor auf dem Jakobusweg:
„Die Jakobuspilger sind nicht nur stille, es sind auch lustige Leut.
Am Abend ein jeder seine Erlebnisse und auch Pilgerwitze in die Runde streut.
So den von den dreien, die einen Bärenhunger verspürten,
ohne dabei Sitte, Anstand oder gar den Humor verlieren.
Die Drei kommen am Spätmittag ausgehungert im Refugium an,
öffnen die Türe der Herberge und, o Wunder, was sehen sie dann?
Ein ganzes gebratenes Hähnchen thront in der Mitte des Tisches.
Es duftet noch und jeder denkt. „Krieg ich es? Krieg ich es?“
Da schlägt einer vor: Derjenige darf als erster mit dem Schmaus beginnen,
dem die passende Bibelstelle einfällt. Im Munde beginnt der Speichel aller zu rinnen.
Der erste sagt: „Wie der himmlische Vater für das Vöglein sorgt,
so bin ich sein Geschöpf, dem Er alles in Güte geborgt.“
Dem zweiten fällt das Vater Unser ein:
„Gott gab mir das Hähnchen als täglich Brot. Dies Gickerl kann nur ein Zeichen seiner Liebe sein.“
Der dritte kommt zum Tisch und wickelt mit einer Serviette fluchs das Hähnchen ein,
rennt zu Türe, öffnet sie und ruft lachend zurück in den Raum hinein.
„Erinnert euch! Kennt ihr nicht des Evangelisten Wort:
Sie wickelten den Leichnam Jesu in Tücher und trugen ihn fort?
Ich tue nichts anderes, nur so kann ich die Bibel verstehn.
Und zudem: Erinnert Euch an das Hühnerwunder, an die Henne und den Hahn von Santo Domingo, auch sie konnten dank Jakobus zu neuem Leben auferstehen.“
Peter Spielmann, Pastoraler Mitarbeiter in Obernau